Musik und Freimaurerei

Gästeabend am 12.9.24

 Der erste Gästeabend nach dem Neujahrsempfang der Loge Zur alten Linde widmet sich traditionell etwas grundsätzlicher der Freimaurerei, um neuen Gästen einen gewissen ersten Einblick zu geben.

Eröffnet wurde der Abend durch Arnim Schneider, zweiter „Aufseher“ der Loge, der den Meister vom Stuhl vertrat. Er erinnerte zunächst an den kürzlich verstorbenen Bruder Bernd Kompe, für den die Loge am 20.9. eine freimaurerische Trauerfeier durchführen wird.

Der Redner des Abends war eigens aus Weimar angereist: Ekhart Wycik, Professor für Orchesterdirigieren an der international renommierten Hochschule für Musik FRANZ LISZT, setzte sich als erstes an den Flügel und spielte mehrere Themen aus der Zauberflöte an, geschrieben von den Freimaurern Mozart und Schikaneder.

Seinen Vortrag hatte Ekhart Wycik, der auch Festredner beim Neujahrsempfang der Loge in 2023 gewesen war, „musikalisch“ eingeteilt.

Die „Ouvertüre“ widmete sich ganz grundsätzlich der Freimaurerei, der „erste Satz“ dann der großen Zahl bedeutender Musiker, die Freimaurer waren (Haydn, Mozart, Liszt, Sibelius und viele Vertreter des Jazz, wie Louis Armstrong, Duke Ellington, Nat King Cole, Fats Waller oder Count Basie waren darunter).

Der zweite, umfangreichste „Satz“ behandelte dann die musikalische Verarbeitung maurerischer Motive in Werken diverser Künstler der letzten Jahrhunderte. Dabei wies er darauf hin, dass es fast schon selbstverständlich ist, dass die Verwendung freimaurerischer Symbolik in der Musik für den Laien nicht erkennbar ist. Natürlich seien die Komponisten zu allererst Musiker, davon lebten sie schließlich. Dass sie dann gelegentlich doch ihrer privaten Passion, der Freimaurerei, auch in ihren Stücken Raum gaben, war teilweise nur für sie selbst, vielleicht noch für Kollegen erkennbar.

Ekhart Wycik spielte  eine Reihe von Werken an, in denen Klopfzeichen, die in der Freimaurerei verwendet waren, musikalisch verarbeitet wurden oder ein Element der Rhythmik darstellten.

Anhand einiger Passagen aus Partituren zeigte er auf, dass auch die (freimaurerische) Zahlensymbolik auf unterschiedliche Art Eingang in die Musik gefunden hat (etwa in der Zahl der unterschiedlichen Instrumente 3×3, 3×7 etc). Andere Werke verbargen diese Symbolik in der Taktart oder der Struktur des Stückes. Die mangelnde  Wahrnehmung dieser Symbole selbst unter Fachleuten führte er auf den Umstand zurück, dass Musikstücke lange Zeit ein ad hoc „Konsumprodukt“ waren und Partituren oft nur ein einziges Mal verwendet wurden. Darüber hinaus sei es selbst Profis nicht möglich heraushören, wie viele Musiker tatsächlich in einem größeren Orchester aktiv sind, diese Symbolik blieb den Zuhörern daher verborgen.

Ekhart Wycik ist ein glänzender Redner, dem es gelingt, inhaltliche Exzellenz mit glänzender Rhetorik zu vereinen und so selbst 75 Minuten lang seine Zuhörerinnen und Zuhörer gefesselt zu halten. Ein Erlebnis!

28. Neujahrsempfang 2024

Zum mittlerweile 28. Mal lud die Loge Zur alten Linde zu ihrem Neujahrsempfang, zum zweiten Mal im August, um damit der freimaurerischen Tradition des „Maurerjahres“ gerecht zu werden, das am 24. Juni wechselt, aber mit einer Sommerpause bis Ende August beginnt.

Über 100 Teilnehmer hatten sich eingefunden, prominentester Gast war sicherlich der Dortmunder Kammerschauspieler Claus-Dieter Clausnitzer, bekannt aus dem Münsteraner Tatort.

Aus Münster kam auch der Festredner des Vormittags, der von Wolfgang Lenz, dem vorsitzenden „Meister vom Stuhl“ der Dortmunder Loge begrüßt und vorgestellt wurde. Prof. Dr.-Ing. Goerke-Mallet war viele Jahre Chef-Markscheider der nördlichsten Zeche Deutschlands in Ibbenbüren und ist seit über 10 Jahren mit Lehraufträgen in Münster und Bochum zum Nachbergbau betraut.

Er begann seinen Vortrag mit einem Zitat von Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW, der zufolge das Land bis 2043 immerhin 20% des Wärmebedarfs aus Geothermie gewonnen werden soll.

Für die Nutzung von Geothermie bedarf es Bohrungen, die immer mit gewissen Risiken verbunden sind. Mit dem Ruhrbergbau kann das Land aber auf schier unerschöpfliches Wissen und Erfahrungen im Thema Erdbohrungen zurückgreifen.

Die Geschichte der Geothermie ist lang: Bereits die Römer nutzten Geothermie in ihren Badehäusern, um 1300 gab es in Frankreich bereits ein Fernwärmesystem und und ein erstes Geothermiekraftwerk gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien. Aktuell speist warmes Grubenwasser aus der Zeche Dannenbaum in Bochum ein ein Niedertemperaturnetz.

Prof. Goerke-Mallet führte aus, dass Geothermie unerschöpflich und klimaschonend, dazu fast überall verfügbar ist, Wärme, Kälte und auch Strom liefern kann, ganzjährig rund um die Uhr verfügbar und sachgerecht genutzt unbedenklich für Boden und Grundwasser ist.

Im April 2024 stellte Ministerin Neubaur den „Masterplan Geothermie NRW“ vor, der den Fahrplan bis 2043 und darüber hinaus aufzeigt.

Auch die Risiken der Geothermie führte der Referent aus. Wie aus dem Bergbau bekannt, kann es zu Seismizität und Bodenbewegungen kommen und das Grundwasser (das aber kein Trinkwasser sein muss) kann beeinträchtigt werden, zudem sind die Erschließungskosten vergleichsweise hoch. Er schloss mit der Feststellung, dass die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft alternative Energieformen unumgänglich macht und dass eine gute Kommunikation (an der es seitens Bundes- und Landesregierungen häufig gemangelt hat, Anm. des Verfassers), unerlässlich ist zur Schaffung der erforderlichen Akzeptanz.

Wolfgang Lenz wies zum Abschluss auf die kommenden Veranstaltungen der Loge für Gäste hin:

12. September. Ein Vortrag für Damen und Herren über Freimaurerei und Musik von Prof. Ekhart Wycik, Referent des vorjährigen Neujahrsempfangs.

3. November: „Im Gespräch mit…“, zu Gast wird Dr. Anton Daubner, international renommierter Experte für alternative Energiegewinnung sein, die Loge vertieft das Thema weiter.

Überaus virtuos spielte Nina Aristova im kulturellen Rahmenprogramm Musik aus berühmten Filmen des 20. Jahrhunderts.

Rund 60 Teilnehmer trafen sich im Anschluss im Restaurant Mama Mia und rundeten einen gelungenen Empfang ab.

Wie wenig wir wirklich wissen. Vom Urknall bis heute – die Unwahrscheinlichkeit unserer Existenz

Gästeabend am 15. August 2024

Bruder Arnim Schneider, Sekretär und Vorstandsmitglied der Loge Zur alten Linde, hielt den letzten Vortrag im Reigen der Sommergästeabende, die die Loge im zweiten Jahr in Folge ausrichtete und der erneut gut besucht war.

Arnim Schneider orientierte sich Inhaltlich an dem Buch von Bill Bryson »A Short History of Nearly Everything«, das er seinen Zuhörern wärmstens zur Lektüre empfahl. Er brachte die vielen Themen des Buches in einen Zeitstrahl, begann dementsprechend seinen Vortrag mit der Entstehung des Universums durch den Urknall als Ausgangspunkt. Die Entstehung der Sonne und der Planeten waren keine zwangsläufige Konsequenz dieses »Big Bang«, schon gar nicht die Entstehung des Lebens auf unserem Planeten, dessen tatsächlicher Anfang immer noch nicht wirklich geklärt ist, der aber heute immerhin mit 3,85 Milliarden Jahren schon als sehr alt angesehen wird. 

Er illuminierte den Übergang von den lebensfeindlichen Bedingungen auf der Früherde, das Entstehen von Sauerstoff über 2 Mrd. Jahre in einer bis dahin absolut lebensfeindlichen Atmosphäre, der Entwicklung des Lebens von den Einzellern bis hin zu den Frühmenschen und dem Homo sapiens und hob den Grad der Zufälligkeit jedes einzelnen Entwicklungsschrittes hervor. Die immer wieder durch globale Katastrophen verursachten Metamorphosen des Lebens, der Aufstieg und der Untergang der unterschiedlichen Arten und die Epochen der Erdgeschichte verknüpfte der Referent am Ende mit einem Zeitstrahl eines 24-Stunden-Tages, bei dem das menschliche Leben tatsächlich erst um 23:58:43 Uhr unmittelbar vor Mitternacht beginnt.

Erneut ein gelungener Gästeabend!

Die Zauberflöte ist keine Freimaurer-Oper

Gästeabend am 18.7.24

In neuem Ambiente – mit Tischgruppen anstelle einer Theaterbestuhlung und veränderter Beleuchtung – präsentierte Friedrich A. Fuß, als Kommunalpolitiker über Dortmund hinaus bekannt und selbst früher als Theaterregisseur tätig, seine These, dass die Oper (eigentlich „Singspiel“) Die Zauberflöte keine Freimaurer-Oper ist, allen anders lautenden Aussagen zum Trotz.

Als oberstes Argument führte Herr Fuß dabei die Rolle der Frau in der Oper an, die für das 18. Jahrhundert zwar typisch, aber heute völlig unangemessen ist.

Wohl sei die berühmte Hallen-Arie von freimaurerischem Geist geprägt, aber alles andere, inklusive der vermeintlichen Aufnahmehandlung in eine Loge, finde eben nicht statt. Sarastro etwa sei nicht der „Gute“, er halte sich Sklaven, angeführt vom „schwarzen“ Monostatos.

Einen Eingriff ins Libretto für mehr „political correctness“, wie er moderat auch in der neuen Inszenierung in Dortmund statfindet (wo Monostatos‘ Hautfarbe eben nicht mehr angesprochen wird) lehnt Herr Fuß allerdings ab.

Nach dem Vortrag entspann sich eine angeregte Diskussion.

Das Wikipedia-Universum: So funktioniert die größte Enzyklopädie der Menschheitsgeschichte

Erster Sommer-Gästeabend am 4.7.24

Nach dem Johannistag am 24. Juni gehen die Logen eigentlich in ihre Sommerpause. Im dritten Jahr in Folge nutzt die Loge Zur alten Linde diese Zeit für eine besondere Reihe, die sie Sommergästeabende nennt und die etwas informeller als die sonstigen Gästeabende im 14-Tages-Rhythmus veranstaltet werden.

Der neu gewählte Deputierte Meister der Loge, Joachim Pohlmann, übernahm die An- und Abmoderation der ersten dieser Veranstaltungen am Donnerstag, den 4. Juli 2024. Er begrüßte die mehr als 10 Gäste und zahlreich erschienenen Brüder und stellte den Gastredner, Bruder Dr. Thomas Roessing von der Dortmunder Loge Reinoldus zur Pflichttreue vor. Dr. Roessing ist selbstständiger Kommunikationswissenschaftler und als Berater, Dozent und Autor international tätig. Sein Thema war Wikipedia, die größte Enzyklopädie, die die Welt bisher hervorgebracht hat

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Joachim Pohlmann
Bruder Dr. Thomas Roessing

Viele Menschen lesen Wikipedia nicht nur, sondern tragen auch aktiv dazu bei. Dazu gehört nicht nur das Verfassen von neuen Artikeln, sondern auch, die bestehenden Texte zu überwachen und korrigierend einzugreifen, politische Tendenzen einzugrenzen und unflätige Texte zu löschen. Bei 3 Millionen deutschsprachiger Artikel und täglich unglaublich vielen Einträgen ein schier unmöglich erscheinendes Unterfangen.

Wikipedia ist bei wissenschaftlichen Themen als sehr verlässlich anzusehen. Bei politischen Fragestellungen oder z.B. Seiten über Firmen ist die Sache schwieriger. In beiden Fällen wird es immer Tendenzen und Versuche der Beeinflussung über Kommentare und Änderungen der Artikel geben. Werden Firmenseiten von deren Mitarbeitern verändert, spricht man von paid content (dann ist für den Inhalt bezahlt worden).

Die Zuhörer waren jedenfalls gebannt von dem sehr viel Kompetenz ausstrahlenden Vortrag, der bei schlichter optischer Aufarbeitung durch Ruhe und trockenen Humor zu überzeugen wusste. Die Resonanz war überaus positiv.

Aber, aber, aber…

Ausreden in Zeiten der Klimakrise aus Sicht eines Psychiaters und

Freimaurers

Gästeabend am 25.4.24

Der sehr gut besuchte Vortrag zum außerordentlichen Gästeabend „Aber, aber, aber …: Ausreden in Zeiten der Klimakrise aus Sicht eines Psychiaters und Freimaurers“ unseres Bruders Dr. Luc Turmes befasste sich mit dem Thema Klimakrise aus letztlich drei unterschiedlichen Perspektiven. 

Dr. Luc Turmes

Zunächst wurde eine bedeutende freimaurerische Sicht anhand der Forschungsergebnisse der Forschungsloge Quatuor Coronati beleuchtet am Beispiel des Aufsatzes „Alte Pflichten – Neue Pflichten“ des Freimaurers Hans-Hermann Höhmann, einem der bedeutenden Vordenker unserer Großloge, dargestellt. Noch deutlicher war Bruder Helmut Reinalter geworden, der neben vielen Anpassungen der „Alten Pflichten“ unter anderem auch die Bekämpfung der Klimakrise fordert. Der Aufsatz geht mit den in ihm postulierten Modifikationen noch erheblich weiter und bezieht viele Aufgaben zur Wahrung der Menschenwürde in seinen Katalog mit ein.

Im zweiten Teil widmete sich Dr. Turmes dem Forschungsstand der Psychiatrie und Psychologie zu den Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Psyche des Menschen. Nach aktuellem For-schungsstand führt das Ansteigen der Temperatur um 2° Celsius zu zusätzlich 525 Millionen Menschen mit moderater bis schwerer Ernährungsunsicherheit.

Gleichzeitig bedeutet jedes Grad Temperaturanstieg ein Wachstum von 1% an schweren psychiatrischen Erkrankungen. Für Deutschland mit einem Anstieg von derzeit 2°C bedeutet das eine Zunahme von 1,6 Millionen psychischen Erkrankungen.

Den dritten Teil bildeten dann unsere tagtäglichen Ausreden. Den meisten der anwesenden Brüder und Gäste kamen sicherlich einige davon aus der eigenen Gedankenwelt bekannt vor. Sie reichen von: „Aber ich esse doch nur Bio…“ über das „Zweifeln an der Wissenschaft“, die Schuldverlagerung auf die wachsende Weltbevölkerung bis hin zu unseren persönlichen Vorlieben wie Rauchen oder Reisen.

Alle hier aufgeführten Argumente führten zu einer langen, durchaus auch kontroversen Diskussion.

Ein sehr gelungener Abend!