Im Gespräch mit… – Dr. Anton Daubner
Sonntag, 3.11.24, 10:30 Uhr
Zum zweiten Mal in diesem Jahr veranstaltete die Loge Zur alten Linde ihre wieder neu aufgelegte Reihe „Im Gespräch mit“, bei der sie mit bedeutenden Persönlichkeiten der Region Dortmund über wichtige Fragen der Zeit spricht. Zu Gast war Dr. Anton Daubner, ein international bekannter Experte der Energiegewinnung aus Biogas, der CEO und Aufsichtsratsvorsitzender verschiedener namhafter Unternehmen und Verbände im Umfeld der Nutzbarmachung von Biogas war und ist.
Ursprünglich hatte Dirk Planert, freier Journalist beim WDR als weiterer Fragender mit auf dem Podium sein sollen, er musste leider aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen. So hatte – nach der Begrüßung und Vorstellung durch den vorsitzenden „Meister vom Stuhl“ Wolfgang Lenz, „Altstuhlmeister“ Harald Ulbrich die Gesprächsführung.
Mehr als 50 Damen und Herren waren der Einladung der Loge gefolgt.
Herr Ulbrich ging zunächst auf die Errungenschaften der Industrialisierung ein, beschrieb dann den starken Anstieg des Treibhausgases CO2 in deren Folge und machte dies zum Hauptthema des Vormittags.
Herr Dr. Daubner erläuterte, dass es neben Kohlendioxyd weitere Stoffe (z.B. Lachgas und Methan) gibt, die den Klimawandel ebenfalls befördern, aber letztlich im Verhältnis eine eher untergeordnete Rolle spielen. Retrospektiv verwies er auf die Studie Global 2000 des Club of Rome, in der bereits 1972 die Problematik erkannt und beschrieben worden war. Die damals aufgestellten Prognosen hätten sich bewahrheitet.
Dr. Daubner ist der Überzeugung, dass das Ziel, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, nicht mehr erreichbar ist. Ein Anstieg auf bis zu 3 Grad Celsius müsse bis 2100 erwartet werden, der Meeresspiegel würde in der Folge um 0,5 bis 1 Meter ansteigen, mehrere 100 Millionen Menschen würden ihren Lebensraum verlieren, wenn zu ihrem Schutz nichts unternommen würde. Es gebe nicht das eine Allheilmittel, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, es seien eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig, um die schlimmsten Auswirkungen abzumildern und die Erde langfristig für uns lebenswert zu erhalten.
Er stellte eine Reihe von Projekten und Maßnahmen vor, mit denen wir individuell als auch als Gesellschaft für eine Verbesserung der Situation sorgen können:
- die (bessere) Dämmung von Wohnhäusern (hier beschrieb er ganz neue Technologien)
- andere Heizungssysteme (Wärmepumpen), die in den nächsten Jahren deutlich preiswerter würden
- einen Mischbetrieb von Erdgas und Biogas (Biogas zu verstromen sei ineffizient, wir haben ein bestehendes Gasnetz mit gigantischen Speichermöglichkeiten)
- das konsequente Zurückfahren von CO2 Emissionen.
Er wies nachdrücklich auf die Innovationskraft der deutschen Industrie hin, die in der Vergangenheit Krisensituationen immer wieder als Chance genutzt habe für das Entstehen neuer Technologien, die anschließend weltweit Anwendung fanden, was er mit Beispielen wie der Rückgewinnung von Schwefeldünnsäure und den Rauchgasfiltern gegen Stickoxide belegte.
Nach etwa 75 sehr kurzweiligen Minuten schlossen sich noch einige spontane Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum an. In seinem Dank zum Schluss zeigte sich der Meister vom Stuhl, selbst 20 Jahre Kommunalpolitiker, sichtbar „angefasst“, dass es der Politik in den letzten 30 Jahren nicht gelungen sei, die vielen Lösungsmöglichkeiten tatsächlich aufzugreifen und anzugehen.
Es war ein Vormittag, der die Zuhörer sichtbar nachdenklich zurückließ.
